Nach 15 Spielen in der Regionalliga West blicken die Sportfreunde Lotte auf starke 32 Punkte zurück. Vier Zähler beträgt aktuell der Rückstand des Aufsteigers auf Tabellenführer MSV Duisburg.
Aber: Lotte spielt vor der Winterpause noch gegen den Wuppertaler SV, beim MSV Duisburg und gegen den KFC Uerdingen. Die Mannschaft von Erfolgstrainer Fabian Lübbers hat es selbst in der Hand, vor dem Jahreswechsel noch einmal näher an den MSV zu kommen.
Andreas Wiegel ist guter Dinge, dass das den Sportfreunden gelingt. Nach seiner Vertragsauflösung bei Rot-Weiss Essen unterschrieb er am 1. Oktober 2024 einen Vertrag in Lotte und ist seit vier Spielen ein fester Bestandteil der ersten Elf.
"Lotte ist genau das Gegenteil von RWE. Ich bin aus dem großen Zirkus in viel kleineren Gefilden gelandet. Aber ich fühle mich hier pudelwohl. Die Jungs haben mich super aufgenommen. Das Trainer-Team ist auch super. Und, was für mich sehr wichtig ist: Die Lebensqualität ist gestiegen", erzählt Wiegel.
Der 33-jährige dreifache Familienvater - Levi (12 Jahre alt), Lion (8) und Leo (1) - erzählt weiter: "Wir bilden mit Luis Hillemeier, Fatih Ufuk und Beytullah Özer eine Fahrgemeinschaft und fahren täglich rund 100 Kilometer zum Training und zurück. So kann ich jeden Morgen unsere Kinder in die Schule bringen und am Abend auch ins Bett. Das macht mich glücklich und so kannte ich es in den letzten Jahren nicht mehr.
Ich habe niemanden beleidigt, geschlagen oder respektlos behandelt. Deshalb fühle ich mich auch ungerecht behandelt. Dass man unzufrieden ist, wenn man nicht spielt und als erfahrener Spieler seine Meinung kundtut, ist normal. Das habe ich auch getan - nicht mehr und nicht weniger
Andreas Wiegel
Vor seinem Wechsel hatte Wiegel, der auf 55 Zweitligaspiele und 138 Drittliga-Partien in seiner Karriere zurückblicken kann, keine großen Informationen über den SFL-Kader. In Lotte angekommen, war er aber nach wenigen Tagen von der Mannschaft begeistert.
Wiegel: "Natürlich kannte ich Spieler wie Kevin Holzweiler, Leon Demaj oder Marc Heider. Aber ich muss sagen, dass die Mannschaft über eine brutale Qualität verfügt und fußballerisch zu den besten Teams der Liga gehört. Das hat mich dann doch positiv überrascht und sehr erfreut."
Wuppertal, Duisburg, Uerdingen: Das Abschlussprogramm in 2024 hat es in sich. Wiegel ist aber guter Dinge, dass die Sportfreunde auch dieses meistern und Weihnachten sehr zufrieden verbringen werden. Was dann noch in 2025 geht, weiß Wiegel nicht. Er betont aber: "Wir müssen die drei Spiele positiv zu Ende bringen und dann gut aus den Startlöchern kommen. Wir sind eine top Mannschaft mit einem top Trainerteam, deshalb traue ich uns auch vom Potenzial her den ganz großen Wurf zu. Aber wir müssen das Potenzial auch konstant abrufen."
Wiegel selbst kommt immer besser in Fahrt. Bei 100 Prozent seiner Fähigkeiten ist der Rechtsverteidiger noch nicht. Dafür fehlt ihm einfach die komplette Sommervorbereitung. Wiegel ist ein Kämpfer, der über seine Physis und ein intensives Spiel kommt. "Ich habe viel individuell trainiert. Das alles kann aber kein Mannschaftstraining ersetzen", sagt er.
Trotz laufenden Vertrags bis zum Sommer 2025 entschied sich die sportliche Führung von RWE, den ehemaligen Duisburger und Schalker von Tag eins der Vorbereitung zu streichen. Das kann Wiegel bis heute nicht verstehen.
Er betont gegenüber RevierSport. "Ich habe mir definitiv nichts zu Schulden kommen lassen und überhaupt nichts verbrochen. Ich habe niemanden beleidigt, geschlagen oder respektlos behandelt. Deshalb fühle ich mich auch ungerecht behandelt. Dass man unzufrieden ist, wenn man nicht spielt und als erfahrener Spieler seine Meinung kundtut, ist normal. Das habe ich auch getan - nicht mehr und nicht weniger", betont der bei RWE aussortierte Wiegel.
Nach 57 Pflichtspielen und zwei Toren verließ er RWE im Oktober und löste seinen Vertrag auf. Er verrät: "Eine schöne RWE-Zeit ist bitter zu Ende gegangen. Ich wäre auch sehr, sehr gerne geblieben. An mir lag es definitiv nicht."
Und was sagt er zum aktuellen Abstiegskampf der Essener? Ist etwa Trainer Christoph Dabrowski, der Trainer, der ihn aus der Mannschaft strich, schuld an der sportlichen Misere? Wiegel: "Das würde ich nie sagen. Es liegt nie an einer Person, sondern immer am Team. In dem Fall an der sportlichen Führung. Diese steckt die Köpfe zusammen und plant die Saison. Ich wünsche RWE natürlich trotz allem den Klassenerhalt. Dieser Verein, diese Fans gehören mit Sicherheit nicht in die 4. Liga."